Beule Reparatur in der Elfenbeinküste

Wir brechen wieder auf und kommen schließlich mit gewissen Zielen und Plänen am 30.01. in Abidjan an. Seit dem 22.12. wissen wir, dass unser Gelenk von der Lenkschubstange ausgetauscht werden muss und seit dem 14.01. wissen wir, dass unsere hintere Quertraverse gebrochen ist…

Unser erstes Ziel ist eine 4×4 Werkstatt (geführt von einem Libanesen), die als „der Tipp“ an der Elfenbeinküste gilt.

Hier lernen wir auch kurz Lionel mit seinem Peugeot „Pedro“ kennen.

Leider kann man uns nicht weiter helfen, da sie nicht für Lkws ausgelegt ist. Doch wir bekommen die Zusage, dass wir am Wochenende die Werkstatt inkl. Mitarbeitern nutzen dürfen, um selbst die Arbeiten zu erledigen. Bei der Stahlbeschaffung kann uns noch geholfen werden,

Der Werkstattbesitzer fährt mit seiner Vespa vor

allerdings müssen wir bei den Indern statt der kleinen Stücke die wir benötigen, eine ganze Platte von 1x2m und einen 6m langen Träger kaufen. Viel Geld für Material, welches wir nicht brauchen.

Es wird ein Automoto besorgt, mit dem unsere frisch erstandenen Teile zum Zuschneiden gebracht werden.

Es folgen schwere Verhandlungen über den Preis für ein paar wenige Schnitte mit der Stanzmaschine… Dank Martin und seiner Hartnäckigkeit, können wir ein bisschen was sparen.

Wir lassen das überflüssige Material dort und bekommen nach erneuten schweren Verhandlungen 2 der neu zugeschnittenen Teile abgekantet. Doch letztendlich fühlen wir uns über den Tisch gezogen. Hier gibt es jede Menge Material, in genau den Stärken die wir benötigten. Hätten uns die Inder fairerweise gleich hier her geschickt, dann hätten wir vielleicht nicht ganz so viel Geld für das Material ausgeben müssen… Hätte, hätte Fahrradkette!

Wir fahren zu dem großen Einkaufszentrum, gönnen uns etwas zu essen und übernachten auf dem Parkplatz direkt an der Hauptstraße. Es ist laut und heiß und schwül…

Am nächsten Tag machen wir uns auf die Suche nach Schrauben mit der vorgeschriebenen Festigkeit. Im Baumarkt haben wir keinen Erfolg, Mercedes Benz kann oder will uns nicht helfen. Wir klappern alle möglichen Läden ab, in der Hoffnung doch noch Glück zu haben. Doch Fehlanzeige. Der letzte Versuch an diesem Tag führt uns in einen Hof mit lauter Lkws, es sieht nach einer „Schrauberbude“ aus.

Das Bild von Beule wird, wie jedes Mal an diesem Tag, vorgezeigt. Man kennt ihn schon! Die 4×4 Werkstatt hat Bilder gemacht und bei WhatsApp im Status und bei Facebook geteilt. Wir sind bekannt. Wir sollen mit Beule vorbei kommen, dann können sie uns schon helfen, sagt der „Patron“, wie sich später herausstellt ebenfalls ein Libanese.

Nachdem wir erst gestern das Gefühl hatten veräppelt zu werden, wollten wir uns nicht gleich in die nächste „Falle“ begeben. Also versuchen wir es an diesem Mittwochabend, irgendwo am Straßenrand, erst alleine und scheitern schon bei der ersten Niete, welche rausgebohrt werden muss. Zufällig kommt der Libanese, Jammal, aus der Schrauberbude auf seinem Heimweg bei uns vorbei und erkennt den Lkw. Wir lassen uns ziemlich schnell überzeugen ihm zu folgen und landen im gesicherten, überwachten Bereich der Firma seines Chefs. Dieser handelt mit Tiefkühlfisch, hat 40 Lkws und erlaubt den Jungs uns zu helfen, da gerade keine eigenen Lkws repariert werden müssen.

Den gleichen Abend telefoniert der männliche Teil des Teams noch mit dem Onkel von Jammal in Berlin und es wird abgeklärt was am Lkw gemacht werden muss.

Wir verbringen eine erste gute Nacht, da wir die Fenster geöffnet lassen können, obwohl die Kühlaggregate so gut wie die ganze Nacht laufen…

Die nächsten Tage stellt sich heraus, was wir für ein Glück mit Jammal und seiner Truppe haben. 2 Tage lang wird von morgens bis abends gearbeitet, teilweise mit 6-8 Leuten gleichzeitig. Dank des Übersetzers wird besprochen was und wie die Arbeiten gemacht werden sollen und da alle genau wissen was sie tun, ist es schließlich kein Problem unsere Wünsche zu erfüllen.

Für Jammal ist es kein Problem das Gelenk für die Lenkschubstange zu besorgen, er hat es in seinem Lager liegen, nicht wie die Mercedes Werkstatt, die uns nicht helfen konnte.

Wir können gar nicht so schnell schauen, wie das neue Gelenk montiert ist… Gefühlt muss der männliche Teil des Teams überall gleichzeitig sein, aber das geht nicht.

Es wird alles dafür getan die Quertraverse auszubauen, ohne den Heckträger abzumontieren.

Nachdem die Quertraverse ausgebaut ist, ist man der Meinung, dass sie nicht zu reparieren ist. Eine andere ist nicht zu finden, also wird vorgeschlagen ein Rohr als Alternative zu verwenden.

Nachdem wir Jammal klar gemacht haben, dass wir das in Deutschland wegen des TÜVs wieder austauschen müssen, nimmt man sich den Stücken unserer kaputten Traverse an. Sie wird geschweißt und sieht fast wieder aus wie neu…

Ok, mit der Lösung den Lkw abzusichern war der weibliche Teil des Teams nicht ganz so einverstanden, aber da war es schon zu spät. Mal eben die Stützen am Träger festgeschweißt…

Blauer Pfeil: der Rahmen wurde angehoben, um an der Traverse zu arbeiten

Pinke Pfeile: die festgeschweißten Träger

Fast zeitgleich wird unsere ganze Kofferlagerung erneuert.

Die Dieseltanks und Staukisten sind demontiert…

Die alte Wippe kommt raus und die neuen Halterungen werden angebaut.

In der Mitte des Bildes die neue, vordere Führung vom Koffer, rechts und links noch die alten Gummipuffer

Wir stellen fest, dass wir diese ganzen Arbeiten nie und nimmer alleine an einem Wochenende in der 4×4 Werkstatt hätten durchführen können!

Am Samstag Mittag sind so gut wie alle Arbeiten erledigt, alles wieder an Ort und Stelle.

Der männliche Teil des Teams hat noch die „neuen gebrauchten“ Stoßdämpfer montiert und weil er sich wohl das Bein gezerrt hat, übernimmt der weibliche Teil die Kontrolle nach dem Ölwechsel…

Wir sind nach den anstrengenden Tagen ziemlich geschafft, aber auch unsagbar glücklich und dankbar.

Wir haben hier nicht nur Unterstützung bekommen, sondern auch Strom, Wasser, eine Wohnung wo wir hätten schlafen, kochen und duschen können (wir haben nur die Dusche genutzt). Außerdem haben wir noch viele Teile geschenkt bekommen, unter anderem eine neue Akku Flex, Lampen, Klebeband, ect… An einem alten Motor, der baugleich mit unserem ist, durfte sich der männliche Teil des Teams alles abschrauben was er gern haben wollte… Seit dem fährt eine Einspritzpumpe auf unserem Führerhausdach mit…

Wir dürfen noch das ganze Wochenende in der Werkstatt stehen bleiben und machen uns erst am Montag auf den Weg zur Botschaft von Ghana, um unser Visa zu beantragen.

Die Bearbeitung dauert eine Woche und so decken wir uns mit Lebensmitteln ein und fahren auf den Strandplatz der 4×4 Werkstatt, den wir kostenlos nutzen dürfen.

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