Nigeria, ist es wirklich so schlimm?

Die Einreise erfolgt problemlos und so sind wir um die Mittagszeit in Nigeria. Auf den ersten 5 km waren gefühlt auch die ersten 15 Kontrollen. Ehrlich, man konnte von einer Kontrolle zur Nächsten schauen… Man weiß nicht genau, ob man es mit offiziellen oder privaten Personen zu tun hat, verschiedenste Uniformen oder gar keine. Die Männer waren mit Schußwaffen, Golfschlägern, Baseballschlägern, Kunststoffrohren oder Holzknüppeln bewaffnet…

Aber alle waren total freundlich zu uns, wollten nur ein „Schwätzchen“ mit den Weißen halten und uns in ihrem Land willkommen heißen.

Wir trauen uns am Anfang noch nicht Bilder zu machen, erstmal die Lage sondieren. Der männliche Teil des Teams filmt allerdings viele Straßensperren und -kontrollen, daher wird es hier einige Bildschirmaufnahmen aus der Gopro geben.

Der erste Eindruck nach den ganzen Kontrollen: Hier legt man wohl Wert auf höher gelegte Autos

und wer sich fragt wo die ganzen T4 Busse hin sind… Die fahren hier als Taxis rum.

Auf den Straßen ist unterwegs, was fahren kann. Egal in welchem Zustand.

Beim blauen Lkw ist der innere Reifen rechts abgefahren, beim roten Lkw fehlt der innere Reifen links gleich ganz…

Schwere Säcke werden durch reine Muskelkraft bewegt und schließlich mit dem Moto abtransportiert.

Wir fahren auf Lagos zu und kommen aus dem Staunen nicht mehr raus. An vielen Ecken wird Plastik getrennt, Plastikflaschen nach Farben sortiert.

Es gibt Waagen am Straßenrand oder in der Straßenmitte, viele Leute sammeln das Plastik auf. Dafür gibt es Geld!

Und hier trifft man sie wieder, unsere geliebten Kurzhauber. Ganz viele fahren hier noch auf den Straßen!

Wir lassen die große Stadt hinter uns und steuern unseren ersten Übernachtungsplatz an.

Wir nutzen dazu die Hilfe von IOverlander. Es war ein langer Tag, viele Eindrücke, aber wir sind positiv überrascht und von Angst kann beim weiblichen Teil des Teams keine Rede mehr sein. Im Gegenteil, nachdem wir feststellen, dass die Einfahrt zu dem Hof des kleinen Hotels nicht wirklich für unseren Lkw geeignet ist, holen wir uns die Genehmigung der Nachbarn und parken vor der Mauer ihres Grundstücks. Frei! Alle versichern uns, dass es hier sicher ist zum Übernachten, sogar der Chef vom Viertel war da und gab sein Einverständnis. Das Essen steht auf dem Herd, es dunkelt schon, als der Manager vom Hotel wieder auftaucht… Er hat seinen Chef am Handy, er befindet sich gerade in England, wir müssen mit ihm telefonieren. Er besteht zusammen mit der Dame in zivil von der Polizei darauf, dass wir in die Sicherheit seines überwachten Innenhofs fahren!

War das ein Aufstand, bis wir endlich drin waren. Der Manager musste mit einer Leiter das Stromkabel hoch halten, Autos mussten umgeparkt werden… Zum Dank lief die ganze Nacht der Generator in einer ordentlichen Lautstärke, die jungen Männer haben es sich bei Musik und der ein oder anderen Tüte draußen gemütlich gemacht und mitten in der Nacht hat einer angefangen ein Auto neben uns zu waschen und dabei ständig den Eimer mit dem Fuß weggeschoben…

Aber hey, uns wurde ein Zimmer mit Klimaanlage und Bad angeboten und am Morgen bekommen wir das Frühstück, bestehend aus Tee, Brot und Rührei, direkt an Beule serviert! Wir haben natürlich in Beule übernachtet, wo sonst! Ach so ja, das Ganze war selbstverständlich kostenlos für uns! Wie krass bitte ist das denn?

Wir starten also in unseren zweiten Tag in Nigeria.

Da Beule nun mal aussieht wie viele Lkws hier, werden wir meistens erstmal angehalten. Oft fahren wir auf Straßensperren zu, grimmige Gesichter schauen uns entgegen, sie erblicken uns und sofort setzen sie ein Strahlen auf, manchmal winken sie uns dann auch einfach nur durch…

Die „Waffe“ jeglicher Art dient erstens dazu, das Fahrzeug zum Anhalten zu bewegen und zweitens, wenn es nicht hält oder nicht gezahlt wird, zum Zuschlagen. Wir haben es bei einem Lkw beobachtet, da wurde auf die Reifen gehauen…

Aber NIE, auch nicht im Ansatz, wurden wir bedroht!

Später haben wir erfahren, dass ein paar Monate vor uns eine Motorradfahrerin mit Helmkamera durch Nigeria gefahren ist. Bei einer Polizeikontrolle lief die Kamera mit und so hat sie aufgenommen, dass der Beamte Geld von ihr gefordert hat. Sie hat das Video im Internet veröffentlicht und die Beamten haben ihren Job verloren! Vielleicht sind deshalb gerade alle so zuvorkommend zu uns…

Viele Lkws haben hinten eine Aufschrift: Hupen bevor du überholst!

Eine kaputte Hupe darf man hier wirklich nicht haben… Teilweise haben die Lkws keine Außenspiegel mehr, man macht sich durch hupen bemerkbar! Überholt wird auf allen Seiten, manchmal auch gleichzeitig.

Die Straße die wir gefahren sind, ist zum großen Teil zweispurig für beide Seiten, räumlich getrennt! Man ist auf seiner Seite aber auch schon mal vierspurig unterwegs, und wenn der Gegenverkehr der Meinung ist, dass seine Seite zu schlecht ist, dann kommt er dir einfach auf deiner Seite entgegen…

Das endet dann aber auch schon mal böse!

Interessant, was hier so alles auf den „Straßen“ unterwegs ist.

Särge werden hier mit Blaulicht transportiert

Und wenn die Tür kaputt ist, wird eine aus Holz gemacht!

Am Straßenrand werden immer wieder getrocknete Bananen angeboten… Hier sieht man wie sie getrocknet werden, auf der Mittelabtrennung der Straße!

Wir fahren weiter nach Agbor und

verbringen unsere zweite Nacht an einer Kirche mit integrierter Schule/Internat.

Besuch von den Schülern war vorprogrammiert, erst sehr zurückhaltend, doch dann auch sehr offen.

Am nächsten Morgen um 5 Uhr beginnt der Gottesdienst. Man bemerkt es nicht durch Kirchenglocken, sondern durch Gesang. Hier wird viel in den Kirchen gesungen und auch die Pastoren tragen ihre Worte oft durch einen „Singsang“ vor. Um 6:15 Uhr wird es wieder still, doch kurze Zeit später klopft es an unsere Tür. Ein paar der Mädels von gestern Abend kommen uns besuchen. Schließlich haben wir drei von ihnen am Tisch sitzen, bewirten sie mit Brot, Ananas-Joghurt und Wasser. Angeblich stehen sie um 4 Uhr auf, um 5 Uhr ist Gottesdienst bis ca 6 Uhr, dann ist freie Zeit, bis um 10 Uhr die Schule anfängt. Um !2 Uhr gibt es dann die erste Mahlzeit des Tages, das Frühstück…

Zurück auf der Straße, wundern wir uns erstmal über das große Werbeschild…

„Dieser Tag ist ein Segen“ „Original Nummer 1 Gebetsgetränk“ Seaman´s Schnapps

Passt das zusammen?

Und immer wieder Kurzhauber in den unterschiedlichsten Farben.

Wir überqueren den Niger

und können von oben auf die Schiffe herabschauen, die aussehen, als ob sie gleich unter gehen. Wir glauben, dass sie Sand hochholen und befördern.

Mit dem Müll ist Nigeria noch am kämpfen…

Wir haben von einer Straßenverkäuferin getrocknete Bananenstreifen und fritierte Banane gekauft… Wir hatten ganz verdrängt, dass wir ja gesehen haben wie sie am Rand der Straße oder auf der Mittelabtrennung getrocknet werden.

Es war dann auch nicht so unser Ding, aber kein Problem. Oft werden wir nach Essen oder trinken von den Straßenkontrollen gefragt und so werden wir alles wieder los, ohne es wegwerfen zu müssen.

Die dritte Nacht verbringen wir wieder an einer Kirche. Wir werden schon am Tor von einer Nonne empfangen, die zuerst mit Süßigkeiten bestochen werden will…

Besuch bekommen wir selbstverständlich auch wieder, mehrere Kinder verschiedenen Alters. Der weibliche Teil des Teams sitzt draußen auf der Treppe, die Haut wird gestreichelt, die Haare angefasst… Bilder aus Deutschland anschauen und generell in den Bildern auf dem Handy stöbern. Die wichtigsten Fragen werden gestellt: was ist euer Essen, wo und wie wohnt ihr, wie lange habt ihr bis hierher gebraucht, wir haben alle schwarze Haare und ihr? Und so weiter, usw…

Als wir am Morgen in den vierten Tag auf Nigerias Straßen starten, begrüßt uns direkt am Eingangstor John mit seiner Polizeikontrolle… Er besteht darauf uns seine Nummer zu geben, für alle Fälle!

Wir kommen gut voran, trotz der vielen Straßensperren und der mittlerweile wieder schlechten Straße…

Fussball wird auf der ganzen Welt gespielt!

Leider sieht man hier auch ganz viele Unfälle…

Und dann sind wir mal wieder fällig!

Wir müssen rechts ran fahren, anhalten, Führerschein und Fahrzeugschein herausgeben (wie immer nur die Kopien). Der männliche Teil des Teams wird aufgefordert auszusteigen, man will ihm etwas zeigen: Ihr habt Zusatzscheinwerfer vorne dran, das ist in Nigeria nicht erlaubt! Die Diskussion beginnt, wird schnell lauter und hitziger… der weibliche Teil des Teams steigt aus, um deeskalierend einzugreifen. Die Beamten bleiben dabei, die Strafe muss gezahlt werden und zwar in einem Ort, 20 km wieder zurück… Der männliche Teil ist wütend, weil ganz viele Lkws mit Zusatzscheinwerfern unterwegs sind, nur in diesem Augenblick kommt gerade keiner vorbei. Er will die geforderte Strafe nicht zahlen und ist drauf und dran die Kopien zurück zu lassen und einfach weiter zu fahren. Der weibliche Teil droht damit, John den Polizisten von heute Morgen anzurufen, doch auch das beeindruckt sie nicht. Schließlich fangen die Verhandlungen an… Man einigt sich auf 4000 Neira, umgerechnet ca 3€… Ja klar, 4 Beamte, für jeden einen Tausender! Das Geld wollen die Beamten nicht in die Hand nehmen, wir bekommen die Papiere zurück und sollen es auf den Rücksitz legen. Wir wollen gerade einsteigen, als ein Lkw mit Zusatzscheinwerfern vorbei fährt… Der männliche Teil fängt erneut lautstark an sich zu beschweren, der weibliche Teil kann ihn gerade so dazu bewegen endlich einzusteigen, die Beamten amüsieren sich…

Tiertransporte sind hier auch etwas anders aus als in Europa.

Schafe auf dem Treibstofflaster…

und ganz oft werden Sachen verkauft, die gerade vor Ort zu finden sind.

Es gibt viel zu sehen rechts und links der Straße…

Ackerbau wird betrieben und die Ernte auf dem Asphalt getrocknet.

Das Schlimmste an Müll was Afrika passieren konnte, sind wohl die Plastiktüten… Sie fliegen einfach überall herum.


Die Straße wird immer schlechter,

der Tag war wieder anstrengend und der nächste Übernachtungsplatz bei IOverlander ist noch ein gutes Stück entfernt…

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